Mit Design Principles besser und gemeinsam ans Ziel

Design-Principles

Für mich (und es geht mir sicher nicht alleine so) hat die Arbeit in der Produktentwicklung immer etwas von einer aufregenden Abenteuerreise. Man hat eine Vision und eine Idee wo die Reise hingehen soll. Aber es gibt stets Überraschungen und so weiß man nie genau, ob die Reise so verläuft, wie man es vorher im Kopf hatte. Und mit je mehr Leuten man auf die Reise geht, desto schwieriger werden Abstimmungen und das Finden eines gemeinsamen Zieles. Aber genau das macht ja den Reiz einer Abenteuerreise aus und macht die Arbeit in der Produktentwicklung immer wieder aufs Neue aufregend und spannend. Gut ist es nur, wenn man einen Kompass hat, der – egal wo man ist – die Reisenden an die Richtung und das (hoffentlich) gemeinsame Ziel erinnert.

Design Principles sind für mich der Kompass in der Produktentwicklung. Wenn man sie konsequent und überlegt für die eigene Produktentwicklung einsetzt, unterstützen Principles dabei, die Richtung nicht aus den Augen zu verlieren und so besser und gemeinsam ans Ziel zu kommen. In diesem Artikel geht es deshalb darum, was gute Design Principles ausmacht und wie man am Besten dabei vorgeht, selbst welche zu erstellen.

Gute (!) Design Principles helfen, die folgende Punkte zu erreichen:

  • Uniqueness:
    Principles stehen für die unverwechselbaren Charakteristiken und Qualitäten des Produktes und definieren die optimale Product Experience, die man erreichen will. So stehen sie für den Kern des Produktes und für die Merkmale, die das Produkt vom Wettbewerb differenzieren.
  • Constraints:
    Principles geben Grenzen vor, die einem helfen, dass neue Features und Erweiterungen wirklich zum Kern des Produktes und der Vision passen.
  • Consistency:
    Principles definieren einen Rahmen, der dazu beiträgt, dass das Produktdesign einheitlich bleibt.
  • Shared Vision:
    Principles unterstützen dabei, dass alle an der Produktentwicklung Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Sie übersetzen die große Vision in konkretere Regeln, die wie ein Rezept angewendet werden können.
  • Objective Evaluation:
    Principles geben unabhängig vom subjektiven Geschmack des Einzelnen Leitllinien vor, nach denen neue Ansätze beurteilt werden können. Entscheidungen können so leichter getroffen werden.

Bekannte Design Principles sind zum Beispiel die von Facebook, von Android oder aber auch – natürlich – die Principles von Dieter Rams. Die Principles von Facebook sind dabei eher sehr universell und haben fast den Charakter von allgemein gültigen Design Principles, funktionieren meiner Meinung nach für ein Produkt wie Facebook aber trotzdem gut. Die Principles von Android sind ein schönes Beispiel für sehr eigene Principles die helfen, das Produkt unique zu machen. Und die Principles von Dieter Rams sind einfach ein Klassiker, zu dem man nicht mehr viel sagen muss.

Hier noch ein paar Tipps für diejenigen, die selbst Design Principles für ihr Produkt definieren wollen:

  • Nicht zu generisch sein
    Achtet darauf, dass die Principles nicht zu generisch sind (Useful, Easy to use,…). Ein paar eher generische Principles sind in Ordnung, wenn es wirklich zur Vision des Produktes passt; aber zuviele davon wirken leicht beliebig. Der Unique Value eures Produktes sollte gut beschrieben sein.
  • Inspirieren, nicht spezifizieren
    Principles sollen inspirieren. Die Beschreibungen sollten deshalb so sein, daas sie die Vorstellungskraft anregen (also statt “Wir schätzen die Farbe Blau” besser “Offen wie der Himmel”).
  • Sich kurz fassen
    4-7 Principles sind in der Regel genug, sonst werden die Leute eventuell Probleme haben sich die Principles zu merken.
  • Spread the Word!
    Und versucht die Principles zum Leben zu erwecken. Druckt sie nicht einfach nur aus und hängt sie an die Wand – sprecht über die Principles, benutzt sie in Meetings und als Herleitung zur Präsentation von Konzepten und Designs.

Ich selbst habe in meinen Projekten immer gute Erfahrungen mit Design Principles gemacht, auch wenn es natürlich nicht leicht ist, diese zum Leben zu erwecken und auch in die Realität umzusetzen. Wie sind eure Erfahrungen? Benutzt ihr Design Principles in euer Produktentwicklung oder würdet ihr sie gerne benutzen? Wenn ihr keine benutzt, warum nicht? Teilt eure Erfahrungen doch mit den anderen produktbezogen Lesern über die Kommentare – schließlich geht es hier in diesem Blog ja auch um Austausch untereinander.

Über Inken Petersen

Inken Petersen ist freiberuflicher Product Design Lead aus dem schönen Hamburg. Vor ihrer Selbstständigkeit hat sie das UX Team bei XING aufgebaut. Seit 2012 hilft sie Produkt-Teams dabei ihre UX Kompetenzen gezielt aufzubauen und nutzerzentrierte und erfolgreiche Produkte zu entwickeln. Dabei arbeitet sie je nach Projektfokus als Coach oder auch als hands-on Product Designer.

6 Kommentare


  1. Inken Petersen Artikelautor

    Hey Lennart, danke :) Und ebenfalls danke für das Sharen deiner Insights zum Thema Design Principles, schöne Übersicht. Ich frage mich ja gerade wieviele deutsche Firmen überhaupt mit so Principles arbeiten (seien es nun Product oder Design Principles…). Die Beispiele sind ja eher immer Sachen aus den USA, Asien etc.. Und ich kenne selbst jetzt nur 3 Firmen, wo das ein Thema ist oder war. Was denkst du dazu?



  2. Lennart

    @Inken: Wir (Telekom Produkt-Design) haben auch “zehn Gebote” nach denen wir versuchen unsere Produkte auszurichten. Aber ja Du hast Recht, ich glaube das machen noch nicht allzu viele Unternehmen.

    @Wolf: Ja, das ist ein netter Kessel Buntes. Leider sind da Produkt/Design-Prinzipien mit Regeln/Ratschlägen/Best Practices für UX und Design gemischt. Und ich finde, dass sollte unsere Disziplin besser auseinander halten. Beide Sorten finde ich generell sinnvoll – aber wenn wir in unseren Definition und Erklärungen so schlampen, ist es klar, dass uns niemand versteht ;-)


  3. Wolf Brüning

    Du hast recht, Lennart, die Sammlung ist leider wenig trennscharf. Nichts desto trotz sind ein paar interessante Principles dabei.

    Wo du grad eure „10 Gebote“ erwähnst, ich beschäftige mich seit einiger Zeit bei OTTO auch mit Design Principles (Inken, deine Vorarbeit halten wir dabei in Ehren) und hatte damals auf dem UXCamp mit deinem Kollegen Holger Eggert darüber geplaudert. Er wollte mir eure Principles mal als Inspiration schicken, hat das aber leider vergessen. Vielleicht bist du ja so frei? Oder hütet ihr die Gebote wie den heiligen Gral? ;)



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